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Donnerstag, 27. Juni 2013

Rocky Mountains und steinige Strassen


Calgary - Banff - Revelstoke NP - Lake Louise - Dawson Creek - Watson Lake - Keno - Inuvik



                             Fredis Matterhorn
 

Die Rocky Mountains liegen NW von Calgary, d. h wir müssen nochmals durch die Stadt, lassen Skyline, Tower und die unzählbaren Strassen und Gassen hinter uns. Sobald wie möglich verlassen wir die Autobahn, wechseln auf die alte Strasse nach Banff und sind erstaunt wie es nur wenig ausserhalb der Stadt auffallend grüner und hügeliger wird, die Landschaft erinnert trotz der Weite etwas ans Appenzellerland und weckt richtiggehend heimelige Gefühle. Banff dagegen erinnert an übergeschäftige Kurorte mit  seinen Touristenscharen, Souvenierläden an jeder Ecke, Angeboten für sportliche Aktivitäten usw. Wir beschränken uns darauf im Visitor Center Pässe für die kanadischen Nationalparks zu erstehen, zudem erhalten wir nebst Bärenverhaltensregeln, den Hinweis: im Parkgebiet nur auf Campingplätzen zu übernachten und diese möglichst schon um 14 Uhr zu reservieren. Es ist jedoch schon 18 Uhr und so versuchen wir es etwas oberhalb Banff, stehen auf englische Art ein und ergattern einen Platz in der Reihe auf dem schon ziemlich belegten Campingplatz. Der nächste Tag beginnt verhangen, doch nichts wie raus aus Banff und weg von der NP (Nationalpark) Hauptstrasse in ein hoffentlich weniger befahrenes Parkgebiet.
 
 So langsam lugen Bergspitzen aus den Wolken, die Fahrt über den Sinclairpass nach Radium Hotsprings erinnert uns an Passagen am San Bernadino.
In Hot Springs stoppen wir nur um zu tanken und nehmen die Abzweigung Richtung Golden und den NP’s Glacier und Revelstoke. Bei Edgewater verleitet uns ein Hinweisschild: „Farmersmarket open“ zum Anhalten, weil Milch und Yoghurt im Kühlschrank fehlen – die Scheune verlassen wir allerding mit Wildblumenhonig, eingelegtem Knoblauch, Landjäger und Zopf! An einem der Stände macht Fredi beim Wursträdli versuchen die Bekanntschaft der produzierenden Bäuerin Magie – sie ist vor 35 Jahren von Ennenda GL ausgewandert. Ihr letzter frischgebackener Zopf wäre eigentlich für Ruedi bestimmt gewesen und Ruedi ein Glarner aus Schwändi auch schon seit über 30 Jahren in Kanada ansässig überlässt ihn uns grosszügig!


Die Gegend ist hügelig mit Bergen gesäumt und wirkt trotz der Weite beschaulich, die einzelnen Höfe scheinen hier kleiner und übersichtlicher wie in den Ebenen von Manitoba, Saskatchewan und Alberta – hier lässt es sich bestimmt gut leben  - wie auch durchfahren.
Im Glacier NP erwarten wir natürlich Gletscher zu sehen, doch trotz des schönen Wetters lässt sich kaum ein Gletscherfeld blicken; dazu müsste man zu Fuss ins Parkinnere und dies scheint hier momentan wenig ratsam, sind doch manche Trails, sowie alle 3 Campingplätze noch mit geschlossen markiert. Daneben gibt es jedoch auch Trails von einem bis mehreren Kilometern zu Orten abseits der Strasse die als besonders sehenswert beschrieben werden und meistens gut markiert und angelegt sind, schwierige Stellen sind gesichert und z.T. mit Holztreppen versehen, sumpfige Abschnitte werden mit sog. Catwalks überbrückt
 
Riesen Zedern wachsen an gewissen Orten in speziellem regenwaldähnlichem Klima, wie hier im Revelstoke NP und werden bis zu 500 Jahre alt.

Andere Wege führen zu mehr oder weniger spektakulären Wasserfällen und sonstigen landschaftlichen Besonderheiten, dabei sind oftmals die Wege dahin ebenso reizvoll – und Fredi der seit seinem Sturz vorsichtiger geworden ist, findet im Nachhinein, dass ihm das Laufen gut tut.


Mistaya Lake Fälle

 über Jahrhunderte ausgewaschen

Kicking Horse River 
 



Für schöne Aussichten müssten wir ja gar nicht von der Strasse die bieten sich laufend, ziehen vorbei und schon steht die nächste Postkartenansicht bereit.

 
Die Versuchung jedesmal die Kamera zu zücken und die Augenblicke festhalten zu wollen ist gross – das böse Erwachen kommt dann im Nachhinein wenn sich die namenlosen Bilder häufen und wir uns fragen müssen: weisst du noch wo und was das schon wieder war?? Es gibt natürlich Bilder die sich einfach zuordnen lassen wie der Victoriasee, Berg und Gletscher neben dem wuchtigen Fairmont Chateau Hotel à la St. Moritz

 
 Fredi hat sich hier  für die Walliserstube interessiert und sich u. a. bestimmt für Nüssli Salad Frybourg Style entschieden (gebratener Speck, Eier, Croutons und Walnüsse obendrauf, sind exakt seine Lieblingsbeilagen) doch 2 Std. bis zur Öffnungszeit zu warten wollten wir uns nicht antun!
Eine weitere Touristenattraktion ist das Columbia Icefield Center im Jasper NP.

 
 Mit riesen Buggys sog. Ice Explorern lassen sich Zahlungswillige auf das Eisfeld fahren um ein paar Schritte auf dem Eis zu wagen – wäre doch vielleicht auch eine Möglichkeit um Gästen aus fernen LändernAletsch-oder Morteratschgletscher erleben zu lassen?!

 
Uns gefallen da schon eher die schön grossen Wegweiser, so erfahren wir doch die Namen von einigen wenigen der vielen Berge...



 
 
Das Wetter hängt wieder einmal die traurige Seite raus und so lassen wir Jasper links liegen, verlassen das NP Gebiet begleitet von zum Teil kräftigen Regenschauern Richtung Dawson Creek dem Tor des Alaska Highways
 

 
Der Norden zieht uns nun gewaltig an. Bis Fort Nelson sind wieder häufiger Trucks unterwegs und entlang der Strecke fallen immer wieder riesige Industrieanlagen auf, einmal sind es Holzbearbeitungsbetriebe, dann wieder Ölabbaufelder.

 
Nach Fort Nelson einem ehemaligen Pelzhandelsposten herrscht Gewitterstimmung, da bietet sich ein Rastplatz mit weitem Blick übers Tal zum Übernachten an. Wir geniessen unsere Suppe und beobachten den Kampf der Wolken bis endlich ein kräftiges Gewitter losbricht.
Es ist trotz vorgerückter Stunde ziemlich lebhaft es herrscht, wie meistens auf Rastplätzen ein Kommen, Weiterfahren oder sich zum Bleiben einrichten, im strömenden Regen fällt uns auf der andern Strassenseite ein Biker auf der kurz anhält und dann weiter fährt.
Der nächste Tag präsentiert sich hell und klar, wie frisch gewaschen und  nach kaum einer halben Stunde Fahrzeit erblicken wir, nachdem wir seit Tagen ausser Eichhörnchen und Vögeln kein Tier mehr gesehen haben am linken Strassenbord einen grasenden Bären.
 Also wechseln wir auf den Schotter der linken Strassenseite und beobachten den Bären der in ca. 4 m Entfernung sein Frühstück verzehrt. Wie der Bär so langsam in den Wald zurück zieht, fährt der Biker den wir am Abend zuvor kurz wahrgenommen haben zu uns auf – Len aus Holland, unterwegs seit 2 1/2 Jahren und 67000 km von Holland über Osteuropa, China, Australien durch Südamerika, USA  und jetzt durch Kanada mit dem Ziel Anchorage in Alaska, dort vielleicht etwas Geld verdienen und dann weiter sehen – es ist so spannend sich mit ihm zu unterhalten, gemütlich auf der linken Strassenseite mit Kaffee und Guetzli.
 
Ein Stopp am Summit Pass der" historischen Meile", erinnert an die Einweihung des Alaska Highways am 20. November 1942.  Die ca. 2230 km lange Verbindungsstrasse zwischen Dawson Creek Canada und Delta Junction Alaska wurde  in nur 6 monatiger Bauzeit erstellt und sollte als „Nachschubstrasse“ die USA gegen eine damals befürchtete japanische Invasion sichern helfen.



Diese Strecke bis Watson Lake ist unwahrscheinlich schön, und lässt uns immer wieder verweilen, sei es am Muncho Lake,
den Liard Hot Springs, denen wir so richtig heiss gebadet und geschwefelt entsteigen. Was uns jedoch am meisten verweilen lässt sind die Tiere, endlich wieder mal ein Elch,
kurzdarauf ein Bär, ui und da vorn kommen uns 3 Bisons entgegen, dabei ein Riesenbulle,
einer schaut kurz auf, die andern Beiden trampeln einen kaum 1 Meter am Auto vorbei. Ein Bärin mit 3 Jungen lässt uns ganz einfach die Zeit vergessen, die Bärin sucht sich ihr grünes Futter, die Kleinen nibbeln auch an Gras und Blättern herum, purzeln durcheinander,


 
 
dann marschieren alle 4 geschlossen über die Strasse, fressen und spielen auf der andern Seite weiter bis dass die Bärin mit dem Kopf Zeichen zu geben scheint und alle im nahen Wald verschwinden.
Kaum ein paar Kilometer weiter, links eine ganze Herde Bisons, dann fast im Kilometerabstand ein Bär mal rechts mal links.

 und noch ein Elch


In Watson Lake dem ersten Ort im Yukon Territory, suchen wir eigentlich das Visitor Center und landen prompt zuerst im „Schilderwald“.

 Was ein heimwehkranker Soldat aus Illinois während seines Einsatzes am Alaska Highway mit dem Schild seines Heimatortes angefangen hatte, überbordet geradezu, tausende von Schildern aus allen möglichen Materialien mit Namen, Daten, Orten und Sonstigem aus aller Welt sind in nahezu endlosen Reihen aufgenagelt.

Von Watson Lake aus führen 2 Wege nach Norden: weiter auf dem Alaska Hwy über Whitehorse zum Klondike Hwy oder was wir vorhätten, auf dem Campbell Hwy (mehrheitlich Schotterpiste) über Ross River zum Klondike Hwy. Nachdem wir jedoch hören, dass ebendiese Strasse die letzten 3Tage wegen heftigen Regenfällen, Fluten und diversen Schäden geschlossen war, Fahrzeuge stecken blieben und zum Teil mit Bulldozern aus Gräben gezogen werden mussten. Weiter erfahren wir, dass mehrere Minen entlang der Strecke in Betrieb sind und können uns vorstellen, dass Truckfahrer nach 3 zwangsfreien Tagen unter Druck stehen alles hergeben, wir haben aber auf fliegende Steine etc wirklich keine Lust und entscheiden uns die asphaltierte Strecke über Whitehorse zu fahren.
Vor dem Wegfahren wollen wir noch ein Geburtstagspäkli für David’s 10. Geburtstag loswerden – und das dauert, obwohl wir eine normierte Schachtel der Post benutzen, wird diese noch 2 x  mit cm Band über alle Seiten vermessen, die Daten erst mit Bleistift notiert, dann in den PC eingegeben, dieser ermittelt 4 verschiedene Versandmöglichkeiten, die näheren Angaben dazu findet die Postangestellte dann in Ringheften – und wir hoffen: das Päckli finde den Weg nach Schottland.

Dank der „guten“ Strasse kommen wir ordentlich voran, kurz nach Whitehorse überqueren wir erstmals den Yukon und am Foxlake unserem Übernachtungsplatz nimmt sich die Sonne schon endlos lange Zeit zum Untergehen – um 23.30 gebe ich auf!

 
 
Abseits der Hauptroute führt der Silvertrail nach Keno, zwischen 1920 bis Ende der 80iger Jahre wurden reichhaltige Silbervorkommen in grossem Stil abgebaut,
 
 
Im Museum werden die „guten alten Zeiten“ nochmals heraufbeschworen:
 

 Lebensgeschichten in Worten und Bildern hängen an den Wänden, vom gewöhnlichen Alltagsgebrauchsartikel
 bis hin zu riesigen alten Dampfgeneratoren wird alles liebevoll zusammengetragen und in verschiedenen Häusern und Scheunen ausgestellt noch ist nicht alles fertig beschriftet und offensichtlich immerfort am Wachsen….
 
 
heute ist noch eine Mine in Betrieb und in Keno City der einst bedeutenden Minenstadt leben gerade noch 20 Menschen.
 Ein steiniger Weg führt  hinauf  zum „Wegweiser für alle Welt“ auf den Keno Hill 1850 müM dem (bei klarer Sicht) besten Aussichtspunkt weit und breit !


 

Nun aber endlich zum Dempster Highway, diese Strasse wurde erstellt um Material und Infrastruktur zu den Öl- und Gasfeldern zu transportieren, sie folgt zum grossen Teil alten Hundeschlittenwegen, beginnt 40km östlich Dawson und führt über 740 km fast ausschliesslich unbefestigte Strassen (Schotterpisten) nach Inuvik über dem Polarkreis und ist einer unserer Traumabschnitte, wir haben darüber gelesen uns Gedanken gemacht und jetzt wird dieser Traum Wirklichkeit. Statt vieler Worte lassen wir  von den Impressionen unterwegs Bilder sprechen....

 




 


Übernachtungsplatz




  Rusty Creek
   
 









 
 
Glück haben wir, dass wenn es schon sein muss, dem Pneu hinten rechts genau auf der Fähre über dem Peel River seine letzte Luft ausgeht. 
 Wir sind zwar müde von der langen Tagesfahrt, alles ist voller Dreck und Staub, doch dass wir für den Reifenwechsel auf der Fähre bleiben können und von den beiden Fährleuten, wenn sie nicht mit An- und Ablegen beschäftigt sind tatkräftig unterstützt werden,
 erleichtert die Sache enorm – für sie ist dies so selbstverständlich, dass sie partout kein Trinkgeld annehmen wollen.


Fredi kann darauf die erste Mitternachtssonne gar nicht  richtig geniessen, er macht sich noch lange Gedanken um den Plattfuss und der noch vor uns liegen 200 km Schotterpiste, denn bis Inuvik sind wegen eines Feiertages keine Ersatzreifen erhältlich. Im Pneuladen ist ein einziger Pneu unserer Dimension verfügbar, allerdings mit viel stärkerer Karkasse und Profilen, europäische Pneus wirken wie Sonntagsschuhe im Vergleich zu den hier benötigten und weil unsere restlichen auch schon ziemlich mitgenommen aussehen, lassen wir einen ganzen Satz neuer Pneus montieren, etwas schmaler und höher wie die Alten und der Unterschied beim Fahren ist spürbar, die Schläge werden viel besser abgefedert.
Von Inuvik aus wollten wir zusammen mit einem kanadischen Ehepaar nach Tuktoyaktuk einem Dorf an der Beaufort See fliegen, doch kaum ein paar Minuten in der Luft, macht sich dichter Nebel von der Küste her breit und die Übung wird vorzeitig abgebrochen.

 
Wohnhäuser in Inuvik

alle Gebäude im Permaforstgebiet stehen auf Pfählen, die in tiefen Permagrund verankert sind.
 
Die Mitternachtssonne zu erleben ist wirklich spannend – die Sonne geht tatsächlich nie unter und es bleibt einfach hell....
 

auf dem Rückweg übernachten wir exakt am Arctic Cercle und geniessen ein dieses Phänomen ein.......letztes Mal?
 
 
 
und der Wind bläst uns weiter
nach Dawson zu den Goldgräbern!!

 
Mit hoffnungsvollen Grüssen
 
Jeannette und Fredi